• Gesetzliche Verankerung bietet mehr Verbindlichkeit, aber Ergebnis bleibt hinter Erwartungen
  • Mittelbare Pädagogik bleibt weiterhin weitestgehend unberücksichtigt
  • Partizipation aller Beteiligten erforderlich

Der Landeselternausschuss für Kindertagesbetreuung in Hamburg (LEA) begrüßt die Einigung zwischen den Rot-Grünen Senat mit der Volksinitiative „Mehr Hände für Hamburgs Kitas“.

Zu dem heute vorgestellten Ergebnis der Vereinbarungen von SPD und Grünen mit der Volksinitiative „Mehr Hände für Hamburger Kita“ mit Blick auf die Kita-Betreuung in Hamburg erklärt der LEA-Vorstand:

"Wir gratulieren der INI, dass sie es geschafft haben den Personalschlüssel künftig im Hamburger Kinderbetreuungsgesetz (KiBeG) zu verankern. Eine gesetzliche Grundlage hat einen anderen Charakter als nur eine Willensbekundung bzw. Vereinbarung in einem Vertrag, der gekündigt werden kann. Die Einigung konkretisiert auch die Eckpunktevereinbarung und führt zu einer verbindlichen und vorgezogenen Verbesserung im Elementarbereich. Jede Verbesserung für die Betreuung von Kindern in Hamburger Kitas ist begrüßenswert“.

Wie bei Kompromissen üblich, gibt es aber auch einen Wermutstropfen: „In Anbetracht der jetzt schon sehr angespannten Personallage in den Kitas bleiben die Beschlüsse nicht nur hinter unseren Erwartungen zurück, sondern sicherlich auch vieler Kita Mitarbeiter, da die mittelbare Pädagogik und die Ausfallzeiten weiterhin weitestgehend unberücksichtigt bleiben“.

Das Hamburg weiterhin deutlich mehr unternehmen muss, um im Kita-Bereich besser dazu stehen, zeigte sich auch wieder in der gerade veröffentlichten Bertelsmann-Studie

Im Ländermonitor der Bertelsmann-Stiftung erzielte Hamburg wieder einmal mit deutlichem Abstand den letzten Platz im west-deutschen Vergleich bei der Krippenbetreuung und kam bundesweit damit nur auf Platz 10 von 16 (siehe auch unsere PM vom 28. August 2018).

Im Elementarbereich konnte Hamburg zwar den vierten Platz erzielen, allerdings wurden nicht alle Hamburger Kinder im Elementaralter berücksichtigt. So fielen gut 8.800 Vorschulkinder raus, da sie nicht die Kita, sondern die Schule besuchen. Diese fällt in die Zuständigkeit der Schulbehörde. In der Schule findet sich ein ganz anderer Personalschlüssel in der Nachmittags- und Ferienbetreuung. Dieser orientiert sich am Sozialindex der Schule. Und dies bedeutet deutlich mehr Kinder und somit einen deutlich schlechteren Personalschlüssel.

Entscheidend ist, die Situation in der Kindertagesbetreuung in der restlichen Legislaturperiode und darüber hinaus verbindlich und dauerhaft zu verbessern – die gesetzliche Verankerung bietet dabei mehr Verbindlichkeit.

LEA Vorstand: „Unser Ziel bleibt weiterhin ein Personalschlüssel in der Krippe von 1 zu 3 und im Elementarbereich 1 zu 7,5, die auch unabhängige Wissenschaftler empfehlen. Auch wir wissen, dass sich dieses nicht von heute auf morgen erreichen lässt, aber wir behalten es weiterhin im Fokus. Auch in den Elementargruppen und GBS-Standorten müssen sich auf lange Sicht mehr Fachkräfte um unsere Kinder kümmern. Zudem brauchen die Erzieher angemessen berücksichtigte und bezahlte Zeit für mittelbare pädagogische Arbeit und Ausfallzeiten.

Die Partner des Landesrahmenvertrages Kita sollen alle Möglichkeiten erörtern, die der Personalausbildung, -rekrutierung und –bindung dienen, sowie weiterhin für Angebote zur Aufstockung der wöchentlichen Arbeitszeit bis hin zur Vollzeit zu werben.

Seitens LEA, der die Interessen der Kinder und Eltern verritt, werden wir uns daran gerne beteiligen. „Gut ausgebildete Fachkräfte, die die vorhandenen unterstützen, sind auch für uns von Bedeutung. Es hört sich natürlich gut an, im Newsletter der Schulbehörde vom 30. August zu lesen, dass die Zahl der Auszubildenden an den Erzieherschulen um knapp 10 Prozent auf rund 5.160 Stellen gestiegen ist.

Wichtig ist, dafür Sorge zu tragen, dass diese am Ende der Ausbildung auch in den Hamburger Einrichtungen landen und vor allem auch bleiben. Der LEA ist – wie in der Vergangenheit bereits mit der Behörde und den Verbänden praktiziert - bereit, sich auch künftig an einer gemeinsamen Anstrengung mit Trägern, Behörden und Senat zu engagieren, um diese Ziele zu erreichen.

Um die getroffenen Vereinbarungen realisieren zu können, ist Hamburg auch auf Bundesmittel angewiesen. Durch das von Frau Giffey angekündigte Gute-Kita-Gesetz wird der Bund für die frühkindliche Bildung auch Mittel zur Verfügung stellen. Hier muss dauerhaft und nachhaltig sichergestellt werden, dass die notwendigen Finanzen den Ländern- und damit auch in Hamburg - additiv und zweckgebunden zur Verfügung stehen. Nur so kann dauerhaft die Qualität fortgeführt werden. Grund genug, nicht nur die Anstrengungen für einen besseren Personalschlüssel, sondern auch für die Partizipation aller beteiligten Gruppen zu erhöhen!

Weitere Info. u. a. (entweder als pdf angehängt oder als Link hinterlegt)

in der Drucksache 21/14241 / Gesetzesvorlage
in der Pressemitteilung (PM des Kita Netzwerkes
in der PMder Parteien: der CDU, der FDP, der LINKEN
in der PM der GRÜNEN und der SPD
in den PMén der Gewerkschaften GEW und ver.di
in der PM der Arbeitsgemeinsachft der Freien Wohlfahrtspflege ( AGFW)
im Statement des Paritätischen

Bericht des Hamburger Abendblattes vom 5.9. / in der Hamburger Morgenpost vom 4.9. / im NDR vom 4.9. /