Bertelsmann-Ländermonitor Frühkindliche Bildung:

  • Hamburg behält Rote Laterne
  • Hamburger Personalschlüssel im Krippenbereich im west-deutschen Vergleich auf den letzten Platz und schlechter als der Bundesdurchschnitt
  • Hamburg punktet beim Leitungsschlüssel

Am Montag, 28. August 2018, hat die Bertelsmann-Stiftung ihren neuen Ländermonitor Frühkindliche Bildung vorgestellt. Die Bertelsmann-Stiftung hat zum Stichtag 1. März 2017 errechnet, dass sich die Betreuungssituation für die Krippenkinder in Hamburg geringfügig verbessert hat. So kam eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft bei der letztjährigen Studie (Stand 2016) auf 1 zu 5,7 und jetzt immerhin auf 1 zu 5,2.

Hamburg bietet seinen Kindern im westdeutschen Vergleich weiterhin die ungünstigsten Betreuungsverhältnissen im Krippenbereich und liegt auch unter dem Bundesdurchschnitt (1 zu 4,3).

 „Wieder einmal ist Hamburg Schlusslicht und wird die Rote Laterne bei der Krippenbetreuung nicht los“, kritisiert LEA Vorstandsmitglied Michael Thierbach und ergänzt: „Alle anderen west-deutschen Bundesländer liegen zwischen 1 zu 3,1 bis 3,9 und nähern sich den wissenschaftlichen Empfehlungen an (Bertelsmann-Stiftung empfiehlt 1 zu 3,). Davon ist Hamburg leider noch weit entfernt“.

Betrachtet man den Qualitätsausbau der letzten fünf Jahre (2012-2017) und vergleicht Hamburg mit Schleswig-Holstein, zeigt sich, dass sich der Qualitätsunterschied im Krippenbereich kaum verringert hat. So muss sich im Schnitt in Hamburg eine Fachkraft um 1,5 Krippenkinder mehr kümmern als im Nachbarland: Schleswig-Holstein, hier liegt der Mittelwert bei 1 zu 3,7

Im Elementarbereich sieht es nicht ganz so katastrophal aus, Hamburg liegt hier immerhin bundesweit auf Platz 4. Eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft kommt auf knapp 9 Elementarkinder (1 zu 8,4). Der Personalschlüssel liegt weiterhin unterhalb der Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung (1:7,5).

Kurz gesagt: Mit diesen Werten hat Hamburg weiterhin keinen kindgerechten Personalschlüssel erreicht.

Ähnlich sieht es auch Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung. In deren PM heißt es: „Trotz der Verbesserungen in den vergangenen vier Jahren hat Hamburg ähnlich wie die meisten anderen Bundesländer noch keinen pädagogisch sinnvollen Wert erreicht, Bund und Länder müssen einheitliche Qualitätsstandards umsetzen“.

Es gibt auch positives zu berichten: 52 Prozent der Kitas in Hamburg haben laut der Studie eine angemessene Leitungsausstattung, der bundesweite Durchschnitt liegt hier bei nur 16 Prozent.

Steigende Betreuungszahlen, stärkere Geburtenjahrgänge sind natürlich im Wettlauf der Verbesserung ein Hemmnis um schneller dem angestrebten Ziel der Eckpunktevereinbarung näher zu kommen. Sie sollten allerdings dafür sorgen, dass die Anstrengungen verstärkt vorangetrieben werden“. Was auffällt ist ein Qualitätsgefälle. So gibt es 32 Prozent Kindergartengruppen, bei denen der Betreuungsschüssel unter 1 zu 7 liegt, also besser als die Empfehlung der Bertelsmann Stiftung ist. Aber bei über der Hälfte liegt er über 1zu 8 – und somit schlechter. Insgesamt verbessert sich der Mittelwert. Die Realität in den einzelnen Kitas zeigt aber etwas andere.

Eine einheitliche Kitaqualität ist noch lange nicht erreicht und scheint von Stadtteil zu Stadtteil, aber auch innerhalb dieser, sehr unterschiedlich zu sein.

Thierbach weiter: „So wie es Herr Dräger feststellt, „dass nur bundeseinheitliche Qualitätsstandards, gleiche Bildungschancen für alle Kinder und faire Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte unabhängig vom Wohnort sicherstellen“, müssen natürlich erst recht innerhalb einer Region gleiche Bedingungen gelten. Wenn man sieht, dass eine Fachkraft im Krippenbereich in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1,5 Krippenkinder weniger betreut als in Hamburg, zeigt es schon einen sehr deutlichen Unterschied in der aktuellen Betreuungssituation“.

Kommende Gelder vom Bund zur Verbesserung der Kitaqualität, als Ergebnis des „Gute-Kita-Gesetzes“ sollten natürlich die Beteiligung Hamburgs an der Verbesserung in Kindertageseinrichtungen on Top sein, so dass jeder Euro zusätzlich auf das bereits geleistete der Stadt Zukunftskapital kommen. Denn jeder Euro in der frühkindlichen Bildung bringt gerade in Zeiten der Niedrig bis Nullzinspolitik die beste und nachhaltigste Rendite für die Zukunft Hamburgs.

Eine weitere Investition in die Ausbildung aber auch in die Attraktivität des Berufes „Erzieher*in“ sind von Nöten, dabei sollten auch neue Wege beschritten werden um Hamburg für Erzieher interessant zu machen um Wettbewerbsvorteile mit anderen Ländern zu sichern. Weiterhin zu beachten: „Bei den rechnerisch ermittelten Personalschlüsseln darf nicht vergessen werden, dass diese Werte das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag in der Regel nicht wiederspiegeln. Im Rahmen der mittelbaren Pädagogik verwenden die Erzieherinnen / Erzieher mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentationen, Fortbildung usw. Diese durchaus wichtigen Aufgaben gehen mangelnder ausreichender Gegenfinanzierung zu Lasten des Betreuungsschlüssels“.

Über die Online-Portale https://www.laendermonitor.de und http://www.bertelsmann-stifutng.de (sowie über den Hashtag #KitaQualität) finden sich weitere Informationen zum Ländermonitor (für alle Bundesländer) – und speziell für Hamburg: PM zur Situation in Hamburg und Grafiken